Im Rahmen der Kinderwelten Fachtagung 2022 warf Birgit Guth einen Blick auf die kindliche Mediennutzung. Eine Erkenntnis: Die starken Corona-Sondereffekte lassen nach, insgesamt liegt die Mediennutzung weiterhin höher als vor der Pandemie. Lesen Sie nachfolgend den Artikel, schauen Sie sich den Mitschnitt als Video an und klicken Sie für Details in die pdf.
Wie in jedem Frühjahr hat SUPER RTL auch in diesem Jahr wieder die Marktforscher:innen von iconkids & youth damit beauftragt, repräsentative Daten zur Mediennutzung von Kindern zu erheben. Neben den jährlichen Fragen nach der Geräteverfügbarkeit wurden in diesem Jahr auch Daten zur zeitlichen Nutzung abgefragt. Diese wurden zuletzt 2019 erhoben – also vor den Pandemie-Jahren. Drei Jahre später zeigt sich der erwartete Anstieg der Mediennutzung nun schwarz auf weiß. Zunächst aber ein Blick auf den kindlichen Zugang zu Geräten und Entertainment-Angeboten.
Wenn man die Daten für 2022 mit den beiden Vorjahren vergleicht, muss man die jeweilige Corona-Situation antizipieren: Im Frühjahr 2020 fielen mit dem Lockdown von einem auf den anderen Tag sämtliche Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder weg – und die Eltern befanden sich im Home-Office oder in Kurzarbeit. Ein Jahr später hatte man sich arrangiert. Zum Zeitpunkt der Befragung 2021 waren die Kinder im Home-Schooling und auch die Eltern mehrheitlich zu Hause. Seit Frühjahr 2022 lebt man das "New Normal" – die Schulen sind dank Schnelltests geöffnet, Kontaktbeschränkungen bestehen nicht mehr und Kinder können meist uneingeschränkt wieder ihren Freizeitinteressen nachgehen – oder sich neue aneignen.
Corona-Effekte auf die kindliche Mediennutzung verblassen allmählich
Damit einher gehen auch Veränderungen in der Mediennutzung, die sich jetzt wieder eher dem angleicht, was vor Corona war. Durch Home-Schooling und Kontaktbeschränkungen gab es in den Vorjahren Ausnahmen bei der Nutzung von Tablets, Smartphones und Computern – die Erhebung 2021 dokumentiert dies sehr eindrücklich. Ein Jahr später haben die Eltern den Zugang wieder stark eingeschränkt. Die Smartphone-Nutzung sinkt von 65 Prozent bei den 3- bis 13-Jährigen auf 55 Prozent, bei Tablets sogar um 20 Prozentpunkte von 52 auf 32 Prozent. Der Rückgang bei der PC-Nutzung (von 69 auf 52%) geht möglicherweise darauf zurück, dass diese Devices zu stark an Schulisches erinnern.
Auf der anderen Seite steigt der Gerätebesitz bei Kindern: 37 Prozent von ihnen besitzen nun ein eigenes Smartphone (Vorjahr 34%), 23 Prozent einen Fernseher (Vorjahr 11%). Gerade in der ersten Corona-Phase, in der es kein Home-Schooling gab und sogar Spielplätze geschlossen waren, entdeckten Kinder und Familien neue Plattformen für Entertainment. Zunächst stieg der TV-Konsum stark an, dann zusätzlich auch die Nutzung von Streaming-Plattformen, Mediatheken und Kinder-Apps. Dabei blieb das lineare Fernsehen die führende Bewegtbildquelle, nahezu alle Kinder (96% der 3- bis 13-Jährigen) haben Zugang dazu. Das Streaming über Mediatheken oder SVOD-Portale nimmt im Frühjahr 2022 nach intensiver Nutzung wieder ab (von 80% auf 66%) und auch YouTube verliert an Relevanz (von 63% auf 54% Nutzung).
Kindliche Mediennutzung bleibt auf höherem Niveau
Die höchste tägliche Mediennutzung gibt es übrigens in der Gruppe der Mädchen im Alter von 10 bis 11 Jahren. Viele von diesen haben erstmals ein eigenes Smartphone bekommen und verbringen dann damit durchschnittlich 78 Minuten pro Tag. Eine Ursache dafür dürfte auch bei TikTok liegen: Diese Plattform hat es im letzten Jahr geschafft, Kinder als relevante Zielgruppe zu gewinnen.
Zahlen, bitte! von Birgit Guth
Den Vortrag können Sie hier als Video anschauen. Weitere Vorträge der Kinderwelten Fachtagung finden Sie hier