Wozu lineares TV, wenn es jederzeit Zugang zu personalisiertem Content gibt? Weil lineares Fernsehen Vorzüge hat, die kein anderes Medium bieten kann – und die auch in einer individualisierten Welt bestehen bleiben.
Die vergangenen Jahrzehnte sind geprägt von einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel: Die Menschen streben nach Unabhängigkeit, sie möchten sich weniger festlegen und ihr eigenes Glück schmieden. „Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen von bestehenden Strukturen unabhängig sein wollen“, erklärte Markus Küppers, Partner des Marktforschungsinstituts September Strategie & Forschung, auf dem Screenforce Expertenforum im November 2024. Zum Wunsch nach Unabhängigkeit kommt noch ein weiterer gesellschaftlicher Megatrend: Individualisierung. „Die Menschen sind nicht mehr zufrieden mit dem, was alle haben, jeder will für sich etwas Maßgeschneidertes“, so Küppers.
Vor dem Hintergrund dieser Trends hat das lineare Fernsehen zwar nicht immer einen leichten Stand – dafür aber einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Medien: den Zauber von Geborgenheit und Zugehörigkeit.
Während Streaming-Dienste auf Individualität setzen, kann das Fernsehen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit schaffen. Großereignisse wie Olympia oder nationale Events sorgen für kollektive Erlebnisse, die verbinden. Fernsehen erzeugt mehr als nur Unterhaltung – es kreiert Momente, die Menschen berühren. Diese Magie entsteht nicht allein durch den Content an sich, sondern durch die Art und Weise, wie er erlebt wird.
FOMO im linearen TV
Dazu gehört auch die Spannung, die entsteht, wenn man bei der klassischen TV-Nutzung etwas verpassen könnte – ein Gefühl, das Streaming nicht bieten kann. Selbst Social Media kopiert diesen Ansatz: Plattformen wie Tiktok bieten Inhalte in einer festen Reihenfolge, ähnlich wie das lineare Fernsehen. Den Nutzern macht es das leicht, denn sie müssen keine Entscheidungen treffen. „Und Entscheidungen sind anstrengend“, so der Forscher.
Küppers sieht eine große Chance für die Zukunft des linearen Fernsehens darin, sich auf diese Stärken zu konzentrieren: Mit „eventhaftem“ Content die Menschen am Bildschirm zu halten, mit den Entwicklungen in der Gesellschaft mitzugehen und die eigenen Besonderheiten herauszustellen. Und vor allem: weiterhin auf Überraschung zu setzen.
Der komplette Vortrag von Markus Küppers ist auf der Website von Screenforce abrufbar.