Wie gehen deutsche Familien mit Krisen um?

Die repräsentative ELTERN-Studie "Kinder.Krise.Kraft!" zeigt, was Mütter und Väter in Krisenzeiten bewegt und was ihnen Halt gibt. 

Familien hatten es nicht leicht in den letzten Jahren. ELTERN wollte wissen: Wie geht es ihnen? Was sind ihre größten Kraftquellen? Was bringt die Familien ins Wanken – und was richtet sie wieder auf? 

ELTERN hat gemeinsam mit dem Forschungsinstitut mindline media eine repräsentative Befragung unter 1.049 Müttern und Vätern durchgeführt. Die Studie "Kinder.Krise.Kraft!"* zeigt, dass sich heute die Hälfte der befragten Eltern (49%) mehr Sorgen macht als noch vor zwei oder drei Jahren. Vor allem bei den Themen Krieg (75%), wirtschaftliche Entwicklung (73%) und Zukunftschancen der eigenen Kinder (71%) sind sie stark oder sehr stark verunsichert. Die Corona-Pandemie tritt mit 41 Prozent der Nennungen fast schon in den Hintergrund.  

Mütter sind, verglichen mit den Vätern, allgemein stärker verunsichert, insbesondere bei den Themen Zukunftschancen der Kinder (Mütter 77% vs. Väter 65%) und der persönlichen finanziellen Lage (67% vs. 56%). Durchweg am größten ist die Verunsicherung der Eltern in Familien mit einem Haushaltseinkommen von unter 2.000 Euro netto.   

 

 

Die Befragung zeigt aber auch: Der Blick fürs Positive hat sich geschärft. So sagen 43 Prozent der Befragten, dass sie im Vergleich zu vor zwei, drei Jahren nun mehr zu schätzen wissen, wie gut es ihnen geht. Ebenso viele empfinden den Zusammenhalt in der Familie als noch wertvoller. 

Rituale und soziale Kontakte sind wichtigste Kraftquellen der Familie 

Rituale geben knapp der Hälfte der Familien (49%) in schwierigen Situationen Kraft. Von diesen Familien essen 83 Prozent täglich gemeinsam, 76 Prozent unternehmen gemeinsame Ausflüge, 68 Prozent pflegen Zubettgeh-Rituale.  

Die allerwichtigsten Ressourcen sind allerdings Nähe, Kontakt und Intimität mit den Liebsten. So herausfordernd das Familienleben sein kann – Kindern geben ihren Eltern auf der anderen Seite auch viel Kraft, wie immerhin 79 Prozent aller Befragten bestätigen. Allerdings scheinen Männer und Frauen aus unterschiedlichen Quellen Kraft zu schöpfen: Für Mütter sind das soziale Umfeld und Familien-Rituale bedeutsamer, Väter wiederum fühlen sich stärker als Mütter durch einen sicheren Job, Hobbys und Sport gestärkt. 

 

Eltern wünschen sich von Politik und Gesellschaft mehr Rückendeckung 

Zwei Drittel der Befragten finden, dass Eltern in Deutschland nicht genügend Unterstützung bekommen. Knapp drei Viertel von ihnen (73%) wünschen sich eine bessere finanzielle Unterstützung. Ebenfalls oben auf der Wunschliste: mehr Flexibilität im Job (69%), mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Eltern und Kindern (69%) und mehr Rücksicht vom Arbeitgeber für berufstätige Eltern (67%). 

 

 

Für ihre Kinder wünschen sich Eltern, dass sie gut eingebettet sind in das soziale Gefüge, in das sie hineinwachsen und das ihnen später im Leben selbst Halt geben könnte. Ein starkes Selbstbewusstsein (66%), eine gute Bildung (62%) und Vertrauen in den Rückhalt der Familie (60%) sind die drei wichtigsten Dinge, die Eltern ihren Kindern mitgeben möchten.

 


Brigitte Huber, Chefredakteurin ELTERN: „Unsere Studie hat gezeigt, dass Krisen durchaus stärken, wenn man sie gut bewältigt. Dass die Unsicherheiten bei Müttern und Vätern größer geworden sind, ist angesichts der drei aktuellen Mega-Krisen Corona, Krieg und Klimawandel wenig überraschend. Aber es ist gut zu sehen, dass der Zusammenhalt in der Familie gerade in diesen Zeiten wertvoll und unterstützend sein kann.“ 

 

Weitere Ergebnisse der Studie finden sich im Online-Angebot von ELTERN. 

*Studiendesign: Repräsentative Online-Befragung, n=1.049 deutschsprachige Eltern von Kindern zwischen 0 und 13 Jahren in Deutschland. Feldzeit Mai 2022. Institut: mindline media